Angle Klasse III 3 Anomalie (Progenie)

Angle Klasse III- Kieferorthopädie-Zahnmedizin 

Definition

Klasse III: mesialer Höcker des OK-6ers greift zu weit nach distal

Allgemeine Symptome

  • kennzeichnend: umgekehrter Frontzahnüberbiss
  • Anzeichen der Klasse III gibt in der Regel schon im Milchgebiss, vererbt
  • weite Keimlage im Unterkiefer, im FRS deutet auf exzessives Unterkieferwachstum hin
  • Oberkieferfrontzähne protrudiert, Unterkiefefrontzähne retrudiert (dentale Kompensation)
  • extraoral
    • konkaves Gesichtsprofil, prominentes Kinn
    • positive Lippentreppe
    • häufig kein Lippenschluss
    • vergrößertes Untergesicht
  • intraoral
    • Mesialbiss des UK
    • oft frontaler Kreuzbiss 

Behandlung

  • während Wachstum: rein konservative KFO-Behandlung

  • nach Wachstum: KFO-kieferchirurgische Therapie

  • Zeitpunkt

    • echte Progenie kann schon im Milchgebiss behandelt werden, um exzessives UK-Wachstum zu bremsen

    • allgemein wird die Behandlung aller progener Formen bei Durchbruch der mittleren Inzisivi begonnen (Zwangsbiss, Zahnfehlstellungen usw. können verhindert werden)

    • je früher Behandlung, desto besser → Ausnahme: nur chirurgisch zu korrigierende Fälle, erst im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter

  • Dauer

    • oft 8-12 Jahre

    • progener Zwangsbiss aber nur wenige Wochen

 

Geräte

1)Kopf-Kinn-Kappe

 2)Gesichtsmasken

  • extraoral
  • Delaire-Maske und  Grummons-Maske bewirken Wachstumsstimulation des Oberkiefers.
  • werden über sagittale Gummizüge am verblockten OK (Oberkiefer-Platte, GNE, Multiband-Bracket-Apparatur) befestigt
  • sollen möglichst früh eingesetzt werden (Milchgebiss, frühes Wechselgebiss 7.-10. Lebensjahr)
  • Ziel: Ventralorientierung des Oberkiefer, des oberen Zahnbogens, Mesialverschiebung der Oberkieferseitenzähne
2)FKO-Geräte
  • Fränkel III
  • Aktivator
    • im Milchgebiss oder als Retentionsgerät (um Position nach erfolgreicher Therapie zu halten)
  • Umkehr-Bionator (Balters)
    • zur Nachentwicklung des Oberkiefers im frühen Wechselgebiss

3)Platten 

  • A. bei Progenie durch dentoalveoläre Abweichungen erzielen aktive Platten mit Hilfselementen Erfolge
  • OK-Platten mit seitlichem Aufbiss und Protrusionslelementen (zB. Protrusionsfeder) bewirken Protrusion der OK-FZ
  • Y-Platte mit Bertoni-Schrauben zwischen OK-Eckzähnen & 2ern bewirkt die transversale & sagittale Nachentwicklung des OK
  • zusätzlich kann eine Unterkiefer-Platte die Unterkieferfrontzähne retrudieren, hier können auch Klasse-III-Gummizüge eingehängt werden
  • Gegenkieferbügelplatte: Labo mit Pelotten im Oberkiefer (um Lippendruck abzuhalten), Gegenkieferbügel für Retrusion der Unterkieferfrontzähne im UK
  • Rückschubdoppelplatten mit Führungsspornen: alternativ zu Klasse-III-Gummizügen
  • alle Geräte zur Überstellung progener Schneidezähne müssen in aktiver Behandlungsphase 24std getragen werden, Patient darf sie nur zum Zähneputzen rausnehmen & darf dann aber nicht zubeißen

4)schiefe Ebenen

  • Holzspatel zur Protrusion der OK-FZ, Anwendung 3x täglich 5-10min
  • festsitzende oder herausnehmbare schiefe Ebenen erzeugen auch Führungsflächen zur Überstellung der OK-FZ
  • bei offenem Biss ist schiefe Ebene kontraindiziert!
  • Gefahr der schiefen Ebene: UK-FZ werden überbelastet → Wurzelresorptionen
  • Dauer: 4-6 Wochen

5)Multiband-Bracket-Apparaturen

  • zur transversalen & sagittalen OK-Erweiterung und Verblockung des OK bei Einsatz von Gesichtsmasken
  • Hilfsmittel: Klasse-III-Gummizüge vom OK-6er zum UK-3er → Mesialbewegung der OK-Zähne, Distalbewegung der UK-Zähne
  • prä- & postoperative Behandlung bei Klasse III wird auch mit Multiband-Bracket-Apparaturen gemacht

 

Chirurgische Maßnahmen

  • Indikation
    • Scheitern aller KFO-Maßnahmen während Wachstumsphase
    • wenn optimaler Behandlungszeitraum verpasst wurde
    • wenn Patient nicht mehr im Wachstum ist
  • Rückverlagerung des UK oder Vorverlagerung des OK
  • keine Zahnextraktion bei Klasse III
    • verstärkt im OK Mikrognathie & erschwert Kreuzbissüberstellung
    • kann im UK eine starke Retrusion der Front bewirken 

Rezidivgefahr

  • meist langfristige Retention nötig
  • unsichere Prognose bei knappem Überbiss & unsicherer Okklusion