Offener Biss

Offener Biss-Kieferorthopädie-Zahnmedizin

Definition

  1. fehlender Kontakt zwischen einzelnen Zähnen oder Zahngruppe
  2. frontal, seitlich oder zirkulär offener Biss

     A)frontal offener Biss 

    • Kein Kontakt zwischen Inzisivi
    • skelettal offener Biss
      • durch Schädelaufbau oder -wachstum
      • dolichofazialer, vertikaler Gesichtstyp (long face)
      • inkompetenter Lippenschluss
      • FRS: vergrößerter Gonionwinkel, vergrößerte untere Gesichtshöhe (Index < 71%), verringerte obere Gesichtshöhe, ML-NL >28°
      • extreme Formen oft nur in Kombi mit operativem Eingriff zu beseitigen
    • rachitisch offener Biss
      • Variante des skelettal offenen Bisses
      • Folge der Rachitis
      • zirkulär offen (Kontakt nur auf letzten Molaren)
      • Schmelzhypoplasien
      • typisch: Masseterknick (UK-Aufbiegung am Masseteransatz)
      • FRS: s. skelettal offener Biss
    • funktionell, habitbedingt
      • durch Habits (Lutschen, Schnuller, Zungenpressen, viszerales Schluckmuster, Makroglossie)
      • asymmetrisch oder symmetrisch, je nach Ausübung des Habits
      • Symptome primär dentoalveolär (gestörter Durchbruch der Inzisivi), bei ausgeprägten Habits auch skelettal
    • iatrogen
      • durch KFO-Maßnahmen
      • Distalisierung der OK-Molaren mit Headgear → Extrusion dieser & somit Bissöffnung, v.A. beim vertikalen Wachstumstyp
      • Protrusion der OK-FZ → indirekte Verkürzung & Bissöffnung
      • Maßnahmen gegen Mesial- & Distalbiss durch Überstellung → temporär offener Biss
    • Sonderform
      • vererbte Schmelzhypoplasie

    Therapie

    • Mundvorhofplatte mit Zungengitter

    • OK-Platte mit seitlichem Aufbiss

    • Kopf-Kinn-Kappe mit Vertikalzug → Bremsen des Vertikalwachstums bei skelettal offenem Biss (Effekt zweifelhaft)

    • Headgear mit Vertikalzug

    • Offener-Biss-Aktivator

    • weitere FKO-Geräte

    • Platten (je nach Indikation mit seitl. Aufbiss, Zungengitter usw.; nicht bei skelettaler oder rachitischer Form)

    • festsitzende Apparaturen → Extrusion der Front, Intrusion der Molaren; Hilfselemente (Transpalatinalbogen für Molarenintrusion, Spikes um Zungenfunktion abzugewöhnen)

     

    B)seitlich offener Biss

    • kein Kontakt zwischen 2 oder mehr SZ, uni- oder bilateral
    • habitbeding
    • iatrogen
      • durch Vorverlagerung des UK bei 1. Phase der Klasse II Therapie, wo nur muskuläre Umstellung erfolgt → temporärer offener Biss
      • durch Überstellung eines frontalen Kreuzbisses mittels OK-Aufbissplatten → temporär
    • lokal
      • Infraokklusion der SZ, zB. Reinklusion von Milchmolaren → verlassen Okklusionsniveau wieder, da ihre Wurzel oder die der Nachfolger ankylotisch ist, Grund des offenen Bisses ist hier nicht Intrusion, sonder stagnierender Alveolarfortsatzwachstum im Bereich der Ankylose
      • starke Zahnkippung nach Extraktionen
    • Zungendysfunktionen
      • Einlagerung der seitlichen Zungenflächen (Makroglossie)

    Therapie

    • Aktivator mit Einschliff
    • Bionator (Balters) → Abhalten der Wangen durch Wangenschilder
    • Funktionsregler → Abhalten der Wangen durch Wangenschilder
    • festsitzende Apparaturen mithilfe von intermaxillären Gummizügen oder UK-Bögen mit umgekehrter Spee-Kurve